Ostbelgische Landwirtschaft unter der „Klima-Lupe“
Schulgemeinschaft BSTI Sankt Vith
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Ostbelgische Landwirtschaft unter der „Klima-Lupe“
In den letzten Jahren ist die Landwirtschaft weltweit in ein sehr schlechtes Licht gerückt (worden). Der großflächige Anbau von Monokulturen mit steigendem Verbrauch von Düngemitteln und Pestiziden, die Massentierhaltung, ermöglicht durch den Einsatz von billig hergestellten Pflanzenprodukten, Antibiotika oder Bioziden oder aber die Methan ausstoßende Kuh als Klimasünder Nummer eins – all diese Themen werden in den Medien immer wieder aus einem einseitigen Blickwinkel heraus aufgegriffen. Der Landwirt bleibt mit seinem Beruf als Verursacher von Umwelt- und Klimaschäden im öffentlichen Gedächtnis.
Die Schüler der landwirtschaftlichen Abteilung – angehende Landwirte und Gartenbauer unserer Region – fühlen sich durch viele dieser Vorwürfe zu Unrecht angegriffen. Und so haben wir in einem zweitägigen Projekt gemeinsam die Landwirtschaft Ostbelgiens durchleuchtet. In sechs gemischten Gruppen wurden verschiedene Themen bearbeitet. Die Resultate der Recherchen durfte jede Gruppe den Mitschülern am Ende des Projektes vorstellen.
Die Gartenbau-Gruppe hat sich mit dem Thema „Permakultur“ beschäftigt. Bei dieser Art der Kultur werden nachhaltige Lebensformen und Lebensräume entwickelt und entworfen. Die Permakultur richtet sich nach drei Leitsätzen: Earth Care (Sorge für die Erde) – People Care (Sorge für die Menschen) – Fair Share (Begrenze Konsum und Wachstum; teile Überschüsse).
Die Landwirtschaftsgruppen haben folgende Feststellungen gemacht:
Die Grünlandwirtschaft ist perfekt an Klima und Höhenlage unserer Region angepasst und steht in keinerlei Konkurrenz zu anderen möglichen Nutzungen. Die Pflanzen des Dauergrünlands sind wichtige CO2-Speicher sowie effiziente O2-Produzenten. Grünlandböden gelten als eigene, sehr stabile Ökosysteme, mit hohem Humus-Anteil (= CO2-Speicher) und vielfältigem Bodenleben.
Der Pestizideinsatz ist extrem gering und beschränkt sich hauptsächlich auf den Gebrauch von Herbiziden. Aus Daten der Wallonischen Region geht hervor, dass sowohl Oberflächen- wie Grundgewässer unseres Gebietes weder Nitrat- noch Pestizidbelastungen aufweisen. Ganz im Gegenteil – der größte Anteil der biologisch bewirtschafteten Fläche der Wallonischen Region (insgesamt 76 072 ha) liegt in der Grünlandzone der Hochardennen bzw. der Ardennen! Und aus Angaben zu den Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen ist zu entnehmen, dass die ostbelgische Landwirtschaft mit ca. 2072 km „geschützter“ Hecken und rund 680 ha „biologisch wertvollem Grünland“ einen wesentlichen Beitrag zum Artenschutz leistet (Zahlen 2015).
Das Rindvieh als Grasfresser passt perfekt zu dieser Grünlandproduktion, zumal seine Ausscheidungen als wertvolle Düngemittel in den Kreislauf zurückgeführt werden. Damit dies sich in Maßen hält, ist der Landwirt durch den „Bodenbindungssatz“ verpflichtet, seine Herdengröße an die bewirtschaftete Fläche anzupassen. Unter diesem Blickwinkel betrachtet, erscheint „unsere ostbelgische Kuh“ weniger als Klimakiller denn als zur Region passendes Nutztier.
Dank der Erkenntnisse aus unseren Projekttagen können wir uns mit Stolz „Landwirte Ostbelgiens“ nennen. – Und den Skeptikern bleibt, sich folgende Frage zu stellen: „Welchen KONKRETEN Beitrag leiste ich, privat oder durch meinen Beruf, um Natur und Klima zu schützen?“
Die Schüler und Lehrer der Abteilung Landwirtschaft und Gartenbau